Aus Erfahrung wird man …

von 27. Mrz 2020Aufsteiger, Material

von Michael

von Michael

Wir jedenfalls sind schon ein bisschen klüger geworden, was den Umgang mit unserem neuen Material angeht.

Schon in unserer ersten Saison mit eigenen Kites und Boards haben wir an mehreren Stellen flicken und neu schrauben müssen. Aber zum Glück waren die Schäden bis heute klein und ließen sich wieder reparieren.

Nagelneues Material und die ersten Macken

Im Anschluß an unsere erste Saison und nachdem wir nicht nur Sommer-Kiten in warmem Wasser, sondern auch das Ijsselmeer bis zum letzten Tag der Kiteschul-Saison ausgetestet hatten, haben wir uns entschieden, eigenes Material anzuschaffen.

Einerseits wird der Verleih bei vier Personen schnell richtig teuer und andererseits fanden wir es schade, so sehr an die Kiteschul-Zeiten gebunden zu sein. Wir wollen vor 10 Uhr und nach 16:30 Uhr auf das Wasser. Für Langzeitmiete fanden wir keine guten Angebote und spontan am Wochenende loszukiten ist mit eigenem Material natürlich auch viel einfacher.

Also investierten wir in vier Kites, zwei Boards und zwei Bars, die zusammen nahezu alle Wünsche von 30kg bis 80kg abdecken.

In der Familie sind Jooris und ich die Zeugwarte. Für uns ist es selbstverständlich, mit dem gesamten Material sehr sorgfältig umzugehen, die Kites möglichst exakt und klein zu verpacken und die Bars platzsparend und absolut tüddelfrei aufzurollen, was bei Carola und Matteo manchmal – naja – verbesserungswürdig ist.

Dennoch haben wir in unserer ersten Saison mit eigenen Kites schon ein paar leidvolle Erfahrungen gemacht:

Der erste Tag auf dem Wasser und die Fußschlaufen lösen sich

Jooris hatte herausgefunden, wie man die nagelneuen Schlaufen in die Pads einfädelt und diese den unterschiedlichen Fußgrößen entsprechend auf dem Board festschraubt. Natürlich testeten die Jungs als allererste und das klappte super.

Als ich dann endlich an der Reihe war, dauerte es gerade einmal so lange, bis ich gefühlt einen Kilometer vom Ufer entfernt war, bis sich das eine Pad löste. Zum Glück schwimmen diese, aber natürlich war es selbst im hüfttiefen Wasser unmöglich, die Schrauben, die sich gelöst hatten, wiederzufinden.

Nach einem längeren Fußmarsch zurück war der Kitetag leider schon fast vorbei, denn jetzt mussten wir uns erst einmal um Ersatzteile kümmern. Und selbst im Kitesurf-Mekka an der Ijssselmeerküste mit mehreren Shops und vielen Kiteschulen war es nicht ganz einfach, die passenden Ersatz-Schrauben zu bekommen, denn jede Marke / jedes Board hat scheinbar Spezialschrauben bzw. Halterungen, die nicht überall passen.

Tipps

  • Alle Schrauben immer sehr gut anziehen und im Zweifel regelmäßig prüfen. Hier war die Kraft eines Zwölfjährigen noch nicht ganz ausreichend
  • Wir stellen gerade fest, dass die Schrauben vom mehrmaligen Auf- und Abbau ganz schön in Mitleidenschaft gezogen werden und der Schraubenzieher nicht mehr gut greift. Darum haben wir jetzt immer ein paar Ersatzschrauben dabei.

Leinen los – wenn die Strippen reißen

Es ist uns tatsächlich schon zweimal passiert, dass Leinen gerissen sind. Einmal sind Matteo und Jooris sich so nahe gekommen und waren sich über die Vorfahrt nicht einig, dass die Kites sich verdrehten und eine Leine riss. Ein paar Wochen später verlor ein anderer Kiter die Kontrolle und fuhr Carola um, wobei eine Leine direkt an der Bar ausriss und auch der Floater der Bar kaputt ging.

Beim ersten Mal hatten wir Glück und „unsere“ Kiteschule vor Ort hatte die passenden Ersatzleinen und half uns auch direkt beim Austausch.

Beim zweiten Mal mussten wir die Leine im Nachgang bestellen und selbst austauschen. Aber auch das klappte, wir hatten ja schließlich das Muster von der anderen Seite und konnten uns daran orientieren.

Den Floater selbst kann man bei unseren Bars leider nicht austauschen, dafür ist unserer jetzt unverwechselbar mit weißem Sporttape geflickt.

Tipps

  • Beim Austausch der Leinen müssen immer paarweise beide Leinen getauscht werden, denn mit der Zeit dehnen sich diese und im Zweifel steht der Kite schief am Himmel. Wir haben die jeweils gebrauchte, aber heil geblieben Leine jetzt in unserer Ersatzteile-Box – falls doch noch einmal die gleiche Leine reißt, können wir es ggf. provisorisch flicken.
  • Zumindest für unsere Kites gibt es im Web detaillierte Übersichten mit genauer Nummerierung der einzelnen Leinen im gesamten System des Kites. Das macht es einfach, die richtige Leine beim Hersteller oder im Shop nachzubestellen.

Ein Riss im Kite

Richtig ärgerlich wird es, wenn der erste Riss in einen nagelneuen Kite kommt, denn hier hat man natürlich nicht nur Reparaturkosten, sondern leider auch einen Wertverlust, wenn man den Kite später weiterverkaufen möchte.

Bei uns dummerweise gleich zweimal im selben Urlaub und zweimal durch den selben dummen Fehler. Vermutlich hat irgendjemand, die nicht genannt werden möchte, das Kiteboard mit den Finnen nach unten als Sicherung auf den Kite gelegt. Wenn dann die Finne schon etwas scharfkantig ist oder sich durch eine Böe Kitetuch und Finne zu nah kommen, ist schnell ein Riss von ein paar Zentimetern im Kite.

Auch hier hatten wir wieder Glück im Unglück, dass der Riss jeweils an leicht zugänglichen und einfach zu reparierenden Stellen entstand und es in der Nähe einen Reparatur-Shop gibt. So mussten wir nur knapp zwei Tage auf den Kite verzichten, bevor es weitergehen konnte. Richtig peinlich war es nur, direkt am darauffolgenden Tag mit dem nächsten Kite und der selben Macke wieder aufzutauchen. Da der zweite Riss aber etwas kürzer war, konnte er geklebt werden, was man gut selbst hinbekommt.

Kleiner Trost für uns: In einer knappen Dreiviertel Stunde Wartezeit / Fachsimpeln im Reparatur-Shop kamen drei weitere Kiter, um ihre Kites ausbessern zu lassen, davon einer mit exakt der gleichen Macke durch das Kiteboard.

Tipps

  • Risse im Segeltuch, die nicht direkt an der Naht sind, lassen sich verhältnismäßig einfach durch einen Profi nähen. Dabei wird auf beiden Seiten zusätzliches Tuch aufgeklebt und alle drei Schichten werden vernäht. Die Flugeigenschaften schränkt es nicht ein, sieht einfach nicht mehr so schön aus.
  • Risse unter 5cm Länge kann man selbst kleben. Es gibt spezielles Spinnaker-Klebetape in vielen Farben und ca. 6cm Breite. Man schneidet zwei Stücke zu, die ca. 6cm länger sind als der Riss und rundet die Ecken mit der Schere ab. Dann reinigt man mit etwas Alkohol die Stelle rund um den Riss und klebt das Tape der Länge nach auf. Genau das gleiche von der anderen Seite und fertig. Unser Kite hat danach schon wieder viele Manöver überstanden, ohne dass sich etwas gelöst hat.
  • Lege niemals dein Kiteboard mit den Finnen nach unten auf den Kite!
  • Das allerbeste ist es, einen Stoffbeutel mitzunehmen, am Strand mit Sand zu füllen und damit den Kite zu beschweren, denn auch die Pads, Trapeze oder Rucksäcke haben manchmal Ecken und Kanten…

Wir haben also schon alles durch mit kleineren Reparaturen: Board, Leinen und Kite. Uns reicht das jetzt erst einmal.

Aber letztlich ist es ein Sport und (neben unserer Anfänger-Naivität) zerren ganz schöne Kräfte am Material, da ist der ein oder andere Verschleiß sicher normal.